Hildegard von Bingen – Heilige, Kirchenlehrerin, Universalgelehrte, Vorbild
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Hildegard von Bingen (1098 – 1179) ist eine der bedeutendsten Frauen des deutschen Mittelalters. Es ist davon auszugehen, dass Hildegard am Stammsitz ihrer Familie im heutigen Niederhosenbach geboren wurde. Sie ist noch heute weltweit bekannt und ihr Wissen ist für uns aktuell und wichtig. Die Ordensfrau gründete um 1150 ein Kloster in Bingen und schrieb medizinische, naturwissenschaftliche und theologische Bücher, war Komponistin, Prophetin, Mitglied der Benediktiner und Universalgelehrte. Sie schrieb eine Vielzahl an Werken, wie beispielsweise Wisse die Wege - LIBER SCIVIAS. Damit gilt sie als Deutschlands erste schriftstellerische Ärztin. Für uns ist vor allem ihre umfangreiche Kräuterlehre und ihr – heute würde man sagen – ganzheitliches medizinisch-naturwissenschaftliches Wissen interessant: So befasst sich Hildegard von Bingen im „Buch der zusammengesetzten Heilmittel über Ursachen, Anzeichen und Heilungen der Krankheiten“ mit den Krankheiten des Menschen von Kopf bis Fuß und gibt Anweisungen über die gesunde Lebensführung
Das „Buch der einfachen Heilmittel nach dem Schöpfungsbericht geordnet" umfasst Hildegards Heilmittellehre. Sie war für die damalige Zeit revolutionär. In dem Werk beschreibt Hildegard vorrangig einheimische Heil- und Nutzpflanzen und ihre Eigenschaften. Insgesamt sind etwa 300 Arten enthalten. Darunter auch mehr als 20 ausländische Pflanzen und Gewürze wie z. B. Pfeffer, Kampfer, Gewürznelke, Dattel und Muskatnuss, die Hildegard als lebende Pflanzen gar nicht kennen konnte.
Inhaltsverzeichnis
Die Äbtissin Hildegard von Bingen begeistert mit ihrem umfangreichen Kräuterwissen und ihren ganzheitlichen Lehren zum Körper und der Seele. Sie hatte Visionen und Überzeugungen, war eine starke Frau und ließ sich durch nichts von ihrem Weg abbringen.
Obwohl oder vielleicht gerade weil sie selbst unter gesundheitlichen Problemen litt, zog sie aus, um die Natur, den Menschen und deren Zusammenhänge zu erforschen. Heute können wir viel von ihren Erkenntnissen lernen, um die Balance in unserem Leben wieder zurückzugewinnen.
Insgesamt geht es in Hildegard von Bingens Heilkunde weniger um Sanieren und therapeutische Korrektur von Krankheiten als vielmehr um die Hinwendung zu einem maßhaltenden, sinnvollen und gesunden Lebensstil; also ein ganz modernes, ganzheitliches Denken. Die Kräfte der Heilpflanzen wirken hier unterstützend.
Einen besonderen Fokus legt die Kräuterlehre von Hildegard von Bingen auf die Bitterstoffe. Wir von Bitterkraft möchten dazu beitragen, dieses alte Wissen der Hildegard von Bingen zu erhalten und ihre Erkenntnisse und Rezepte als Hilfe zur Selbsthilfe weiterzugeben. Auf dieser Grundlage haben wir die BitterKraft!-Reihe entwickelt. Doch wer war der Mensch Hildegard von Bingen? Erfahren Sie hier mehr vom Leben, Schaffen und Wirken dieser beeindruckenden Frau.
1098 kam Hildegard als Jüngste von zehn Geschwistern zur Welt. Ihr genaues Geburtsdatum ist unbekannt. Schon als Kind erfuhr sie ihre berühmten Visionen.
Außerdem soll sie eine kränkliche Konstitution gehabt haben. In ihrem achten Lebensjahr kam sie als Oblatin in eine Klause auf dem Disibodenberg. Die Klause stand unter dem Schutz von Benediktinermönchen. Unter der Aufsicht der Jutta von Sponheim kam Hildegard dort Gott nahe und lernte sehr viel, was ihr später weiterhalf.
Zur damaligen Zeit waren die Klöster des Benediktinerordens wahre Zentren für Wissenschaft, Kunst und Bildung, wovon Hildegard umfassend profitierte. Sie genoss eine vielseitige Ausbildung, die sie nicht nur in die Theologie einführte, sondern auch in die "Artes Liberales", also Grammatik, Rhetorik, Dialektik sowie Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik.
Mit 15 Jahren legte Hildegard ihr Gelübde ab und wurde offiziell in den Benediktinerorden aufgenommen. Die kleine Klause wuchs zum Kloster heran und Jutta übernahm für einige Zeit die Leitung. Als Jutta im Jahre 1136 starb, wurde Hildegard mit 38 Jahren einvernehmlich zur neuen Magistra (Mutter der Frauengemeinschaft) gewählt. Aufgrund ihrer gesundheitlichen Schwächen nahm sie die Wahl nur zögerlich an.
Ihre Lockerungen der recht strengen Regeln Juttas stießen bei den Benediktinermönchen, vor allem bei Abt Kuno von Disibodenberg, nicht nur auf Wohlgefallen. Indes genoss die spätere Heilige große Beliebtheit, die dem Kloster auf dem Disibodenberg zum Vorteil gereichte. Aber Hildegard hatte andere Pläne: Sie wollte ihre eigene Gemeinschaft gründen.
Während einer Synode in Trier bekam Hildegard 1147 von Papst Eugen III. die Erlaubnis, ihre Visionen zu veröffentlichen. Zwischen 1148 und 1150 setzte sie ihr Vorhaben in die Tat um. Hildegard rief zusammen mit 18 Schwestern das Kloster Rupertsberg ins Leben, das über dem Grab des Rupert von Bingen lag. So erlangte sie den Namen, den wir heute mit Naturheilkunde und Visionen verbinden: Hildegard von Bingen, eine Visionärin und Heilige.
Bedauerlicherweise fiel die Klosterstätte 1632 dem Dreißigjährigen Krieg zum Opfer und ist seither nicht wieder aufgebaut worden. Zu Hildegard von Bingens Lebzeiten prosperierten Kloster und Gemeinde. Die Priorei genoss so viel Zulauf, dass die Äbtissin bald ein Tochterkloster in Eibingen gründete. Dieses ist heute noch als Abtei St. Hildegard erhalten und kann besichtigt werden.
Bereits vor ihrem Umzug in das Kloster Rupertsberg begann Hildegard, in den Fokus der Öffentlichkeit zu geraten. Sie blieb von Krankheit geschwächt, hatte weiterhin göttliche Visionen. Ab 1141 wurden die göttlichen Visionen, die sie seit ihrer Kindheit erlebte, so stark, dass sie anfing, diese niederzuschreiben.
War sie sich zunächst unsicher, ob die Eingebungen tatsächlich göttlicher Natur waren und ob sie sie teilen sollte, so erhielt sie 1147 die Erlaubnis von Papst Eugen III. persönlich. Die Abschriften ihrer Visionen wurden veröffentlicht und Hildegard von Bingens Beliebtheit wuchs. Es heißt, dass sie zu Lebzeiten ehrfürchtig als „Tischgenossin Gottes“ bezeichnet wurde.
Ihr Hauptwerk Scivias, was übersetzt „Wisse die Wege“ bedeutet, entstand in einem Zeitraum von ungefähr sechs Jahren zwischen 1141 und 1147. Hildegard von Bingens politischer Einfluss nahm mit der Veröffentlichung weiter zu. Nachfolgende Bücher zu ihren Visionen sind Liber vitae meritorum („Buch der Lebensverdienste“) sowie Liber divinorum operum („Welt und Mensch“). Diese Bücher könnte man als visionäre Ethik beschreiben.
Nach und nach begann sie sich mit der Verbindung zwischen Natur und Mensch sowie Körper und Seele zu befassen und legte damit den Grundstein für eine ganzheitliche Naturkunde und Ernährung. Ihre innovativen Ideen sowie frischen Sichtweisen auf die Welt und ihre Bewohner wuchsen zu einem enormen Klosterwissen, dessen Erfolg ihr recht gab. Viele Menschen pilgerten zu Hildegard von Bingen und dem Kloster Rupertsberg, um sich dort Rat zu holen.
Hildegard von Bingen war bei ihrer Anhängerschaft sehr angesehen, und ihre charismatische, selbstbewusste Ausstrahlung verhalf ihr schließlich auch über die Grenzen ihrer Gemeinde hinaus zu großer Bekanntheit. In der römisch-katholischen Kirche wurde sie damals schon als Heilige verehrt und stand für das Sinnbild einer starken Frau, wie es im Mittelalter sehr unüblich war. Der erste Antrag auf Heiligsprechung erfolgte bereits im Jahr 1228. Papst Benedikt XVI. dehnte am 10. Mai 2012 ihre Verehrung auf die Weltkirche aus. Hildegard von Bingen bewies entgegen der damals üblichen Meinung eindrucksvoll, dass auch das weibliche Geschlecht aus eigener Kraft neue Kenntnisse aufdecken kann – seien sie theologischer oder naturwissenschaftlicher Art.
Am 17. September 1179 verstarb Hildegard von Bingen im beachtlichen Alter von 81 Jahren im Kloster Rupertsberg.
Heute bauen wir auf Hildegards Erkenntnisse. Unser BitterKraft! orientiert sich an ihren Kräuterlehren und auch das Fasten ab Aschermittwoch lässt sich wunderbar mit ihren Fastenmethoden durchführen. Lassen Sie sich in Hildegard von Bingens geistreiche und ausbalancierte Welt entführen!
Hildegard von Bingen zog mit 14 Jahren in das Inklusorium, genauer gesagt in den von der Außenwelt abgeschlossenen Teil der Frauenklause am Kloster Disibodenberg. In den Hallen dieses Klosters hat sie im Übrigen mit ihrem Werk „Scivias - Wisse die Wege des Herrn” begonnen. Heute gibt es von diesem Kloster nur noch Ruinen, die jedoch von Hildegard-Anhängern oft besucht werden.
Wie oben schon erwähnt, war das Hildegard von Bingen noch nicht genug. Sie träumte davon, ihr eigenes Kloster zu eröffnen – und tat dies auch. 1147 legte sie den Grundstein für das Kloster Rupertsberg, das sich auf dem Grab des Rupert von Bingen befand. So kam es zum Namenswechsel von Hildegard zu Bermersheim bei Alzey zu Hildegard von Bingen.
Leider wurde das Kloster im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Auch wenn Nonnen immer wieder die Ruinen bewohnen und wieder aufbauen wollten, gelang ihnen das nicht. In Rupertsberg legte 1642 die letzte Äbtissin ihr Amt nieder. Erhalten ist ein Tochterkloster, welches noch von Hildegard von Bingen höchstpersönlich in Eibingen gegründet wurde. Zu ihren Lebzeiten pendelte sie alle zwei Wochen zwischen beiden Klöstern. Auch wenn sich das Kloster in Eibingen zwischenzeitlich zu einer Ruine verwandelte, haben Hildegard-Anhänger immer wieder die Restaurierung gefordert.
Durchgängig bewohnt war es etwa bis 1803, als die Säkularisierung das Klosterleben beendete.
Mitte des 19. Jahrhunderts förderten Adelige in der Umgebung den Erhalt des Andenkens an Hildegard von Bingen. Federführend war hier der Bischof Peter Josef Blum von Limburg. Auf sein Bestreben hin wurde auf der Anhöhe über Eibingen die Abtei St. Hildegard – gedanklich als Nachfolger des Tochterklosters in Eibingen – aufgebaut. Selbst heute leben und arbeiten dort noch über 50 Benediktinerinnen. Kirchenrechtlich ist die Abtei St. Hildegard als Nachfolgerin der Klöster Eibingen und Rupertsberg anerkannt.
Der Todestag Hildegard von Bingens ist der 17. September 1179. Sie verstarb im Alter von 81 Jahren. In ihrer offiziellen Vita ist zu lesen, dass sie über ihren Tod von Gott informiert worden war.
Ihren Tod soll sie daraufhin im Kloster unter ihren Schwestern angekündigt haben. Gefasst soll sie gewesen sein, weil zahlreiche Krankheiten sie über ihr Leben hinweg begleiteten – der mögliche Tod war gleichermaßen ihr ständiger Begleiter. Laut den Berichten von Zeitzeugen soll ein Licht tagelang über ihrem Grab nach ihrem Tod gesehen worden sein. Auch sollen einige Wundheilungen an ihrem Grab geschehen sein. Da das derart viele Besucher angelockt haben soll, musste der Bischof von Mainz Hildegard von Bingen am Grab verbieten, weiter Wunder zu wirken. Daraufhin sollen diese auch aufgehört haben.
Für die Naturkosmetik hat die heilige Äbtissin Hildegard von Bingen mit ihrer Veilchencreme einen großen Beitrag geleistet. Heute nehmen wir an, dass ihre Entdeckung der hautpflegenden Eigenschaften von Veilchencreme, mit den darin enthaltenen sekundären Pflanzenstoffen zusammenhängen. In ihren Schriften lässt sich einiges über die „Heilkraft” der Veilchen lesen, begleitend dazu gibt es Rezepte, um die Heilkraft freizusetzen.
Hildegard von Bingen hat zahlreiche Untersuchungen rund um Kräuter und ihre Auswirkungen durchgeführt. Die Kräuterkunde hat durch sie zahlreiche Erkenntnisse gewonnen. In ihren Schriften hält die heilige Äbtissin fest, für welche Leiden sich welche Kräuter bewährt haben. Bei Erkältung empfiehlt sie etwa Liebstöckel, Süßholz, Wildthymian oder Bertram. Sind Lungenerkrankungen präsent, hat Hildegard von Bingen auf Kümmel, Lavendel und Gundermann gesetzt. Allein schon die Tatsache, dass viele Menschen heutzutage einige der Kräuter nicht mehr kennen, macht deutlich, wie dankbar wir Hildegard für ihre Arbeit sein müssen.
Insbesondere hat Hildegard von Bingen entdeckt, wie zuträglich ätherische Öle dem Menschen sein können. Ihre Kräuterkunde befasst sich also auch damit, welche Pflanzen welche ätherischen Öle in sich tragen und bei welchen Beschwerden diese helfen können.
Wir sollten der heiligen Hildegard von Bingen dafür dankbar sein, dass sie zahlreiche Bücher und Werke verfasst hat und dass diese durch ihre Klöster erhalten geblieben sind. Ihr beliebtestes Werk ist SCIVIAS (dt. „Wisse die Wege”). Das Buch besteht aus drei Teilen, welche sich mit der Beziehung des Menschen zu Gott und Luzifer beschäftigen. Schlussendlich wird die Frage gestellt, wer die Menschheit vom Bösen erlösen werde. Grob gesprochen ist der erste Teil des Buches eine Abhandlung über Gott, der zweite über Jesus und der dritte über den Heiligen Geist.
Ihr Werk LIBER VITAE MERITORUM (dt. Das Buch der Lebensvergeltung) befasst sich damit, wie man als Mensch in dieser Welt Gutes tun bzw. im Sinne des Guten leben kann. Das Buch ist aufgebaut wie ein Theaterstück und sehr interessant, um die Gedanken der heiligen Äbtissin nachzuvollziehen.
Für die Hildegard-Medizin waren ihre beiden Werke PHYSICA und CAUSAE ET CURAE bedeutend. Im ersten Werk, welches satte 513 Kapitel umfasst, schreibt sie über Kräuter, Tiere, Pflanzen und selbst den Ursprung der Metalle. Zahlreiche Rezepte sollen die menschliche Gesundheit fördern, weshalb dieses Werk auch heute auf jeden Fall gelesen werden kann.
Das Werk CAUSAE ET CURAE befasst sich mit Krankheiten und deren Lösung bzw. Heilung. Auch das gibt einen interessanten Einblick in den medizinischen Stand zur Zeit der Heiligen Hildegard von Bingens.
Des Weiteren war Hildegard von Bingen Autorin und Beraterin vieler einflussreicher Persönlichkeiten ihrer Zeit, wie Friedrich Barbarossa und dem Papst.
Zum einen ist sie eine Heilige, u. a. weil sie nach ihrem Tod Wunder gewirkt haben soll. Das gibt Gläubigen Hoffnung, die ein zentraler Bestandteil ihres Nachlasses ist. Zum anderen hinterlässt sie ihre Klostergemeinschaften. Auch wenn heute nur die Abtei St. Hildegard übrig geblieben ist, haben früher zwei von Hildegard von Bingen gegründete Kloster floriert. Hinzu kommt schlussendlich ihr Wissensschatz: Werke wie PHYSICA sind noch heute ergiebig und helfen einigen Menschen, gesünder zu leben.