Wechselduschen - Der schöne Wechsel von warm und kalt

Geschrieben von: Henrik Aulbach

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Lesezeit 4 min

Man sieht es bei Kindern im Freibad: Sie duschen sich kalt ab und springen danach ins wärmere Wasser. Seit abertausenden Jahren springen Menschen von warmen Quellen in kalte Flüsse. Das Wechselduschen imitiert das bequem in den eigenen vier Wänden. So können Sie einfach und schnell Zuhause eine vereinfachte Form der Hydrotherapie nach Kneipp durchführen.

So funktioniert das Wechselduschen

„Duschen Sie warm oder kalt?” „Beides.”. Nach diesem Prinzip funktioniert das Wechselduschen. Diese Praktik wird oft dem Pfarrer Sebastian Kneipp zugeschrieben, der im 19. Jahrhundert die Hydrotherapie um die Kneipp-Methoden erweitert hat. Er erkannte, dass Wasser zahlreiche gesundheitliche Vorteile mit sich bringen kann. Begründet wurde die Wassertherapie bereits im 18. Jahrhundert von Persönlichkeiten wie Théophile de Bordeu oder dem deutschen Arzt Siegmund Hahn.

Nach folgendem Prinzip funktioniert das Wechselduschen:

  1. Warmer Start: Sie können ganz normal mit warmem Wasser Ihre Dusche starten.
  2. Jetzt kaltes Wasser: Haben Sie einige Zeit das warme Wasser genossen, reduzieren Sie die Wassertemperatur. Es sollte spürbar kühl bis kalt sein. Wenn Sie eine Regendusche verwenden, sollten Sie nun stattdessen den Duschkopf zur Hand nehmen.
  3. Beine und Füße zuerst: Halten Sie den Strahl erst auf Ihren rechten Fuß und wandern Sie langsam an der Außenseite des Beines hoch zur Hüfte, bevor Sie die Innenseite des Oberschenkels abkühlen. Hierdurch ist die Belastung für das Herz am geringsten. Ist das rechte Bein bearbeitet, wiederholen Sie den Prozess am linken Bein.
  4. Nun die Arme: Beginnen Sie nach der Wechseldusche der Beine damit, den rechten Handrücken abzukühlen und steigern Sie sich bis zur Schulter. Bearbeiten Sie danach die Innenseite des rechten Arms, von der Achsel ausgehend. Wiederholen Sie den Prozess am linken Arm.
  5. Wiederholung! Gönnen Sie sich wieder warmes Wasser, bis Sie sich für die kalte Dusche bereit fühlen. Den Rumpf sollten Sie nicht mit Kaltwasser bearbeiten, um das Herz nicht übermäßig zu belasten. Indem Sie die Extremitäten abkühlen, erkaltet das Blut, wodurch die Kälte durch den Körper und den Rumpf transportiert wird.
  6. Danach warm einpacken! Um eine Unterkühlung zu vermeiden, sollte zudem der letzte Duschgang mit warmem Wasser erfolgen. Nach der Dusche sollten Sie sich warm einpacken.

Wechselduschen: Tipps und Tricks

Achtung: (Ältere) Menschen mit Herzproblemen sollten ggf. auf Wechselduschen verzichten. Halten Sie unbedingt Rücksprache mit Ihrem Arzt! Wechselduschen stellt eine Belastung für das Herz-Kreislauf-System dar, was bei manchen Menschen zu Problemen führen kann. 

Ansonsten gilt, dass das warme Wasser möglichst warm und das kalte Wasser möglichst kalt sein sollte. Wichtig ist jedoch, dass Sie langsam anfangen und sich sehr langsam steigern. Viele fangen mit eiskaltem Wasser an und verlieren nach der ersten Wechseldusche jegliche Lust. Es reicht anfangs absolut aus, kühles Wasser einzusetzen und die Temperaturschwankungen beim Wechselduschen relativ gering zu halten. Mit der Zeit steigt dann die Toleranz.

Wichtig ist zudem, dass Sie bei der kalten Dusche die Ruhe bewahren und stetig atmen. Das ist die wahre Kunst der Wechselduschen. Menschen erleben einen sogenannten Kälteschock, der einen erhöhten Puls und eine schnellere Atmung auslöst. Sie sollten probieren, diese Kälteschock nicht erst entstehen zu lassen, indem Sie tief und gleichmäßig atmen. Die ruhige Atmung ist also wichtiger als die Wassertemperatur. Sie werden merken, dass Sie mit der Zeit bei immer kälteren Wassertemperaturen ruhig bleiben.

Vorteile Wechselduschen: Wieso sollte ich mir das antun?

Wir müssen klar sagen, dass es keine exakten wissenschaftlichen Belege für gesundheitliche Vorteile von Wechselduschen gibt. Darum ist sie auch bspw. kein Bestandteil der Schulmedizin.

Man weiß jedoch, dass sich Blutgefäße bei kühlen Temperaturen verengen und bei hohen Temperaturen ausdehnen, um die Körpertemperatur zu regulieren. Durch regelmäßige Saunagänge weiß man zudem, dass sich die Thermoregulation des Organismus verbessern kann. Inwiefern das auch für Wechselduschen gilt, ist jedoch unklar.

Man bezieht sich zudem auf eine kleine Untersuchung mit 20 älteren Patienten, die an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung litten. Hier hat man erfahren, dass ein gewisser Abhärtungseffekt eintritt, weil vermehrt Lymphozyten (Bestandteil der weißen Blutkörperchen) im Blut vorzufinden waren. [1]

Kleinere sportmedizinische Untersuchungen haben zudem Hinweise auf positive Auswirkungen von Wechselduschen auf die Erholung nach Sporteinheiten geliefert. Hierzu gehört eine möglicherweise bessere Regeneration nach Laufsport [2], Radsport [3] und Fußball [4].

Weitere Vorteile, von denen man online häufig liest, sind in keiner Weise medizinisch ergründet und darum der Alternativmedizin zuzuordnen. Hierzu gehört bspw. die belebende Wirkung von Wechselduschen, demnach solle die Temperatur für eine bessere Wachheit sorgen. Belegt ist das in keinerlei Studie, persönliche Erfahrungsberichte hierzu lassen sich jedoch vorfinden.

Dass sich die Haut straffe, ist ebenfalls ein solcher Mythos. Ggf. werden Studien Aufschluss geben.

Wechselduschen: Häufig gestellte Fragen

Was bringt kalt duschen?

Viele sagen einer kalten Dusche Vorteile nach. Dabei wird die Bedeutung von kalten Duschen oft überschätzt. Wir können etwa davon abraten, kalt zu duschen bei Erkältung. Bei einer Erkältung ist der Körper bereits angegriffen und sollte alle Energie in die Bekämpfung der Krankheit investieren. Mit einer angenehmen Temperatur sollten Sie duschen bei Erkältung.

Ob kalte Duschen für das Immunsystem Vorteile mit sich bringen, wird viel diskutiert. Wir empfehlen da eher Wechselduschen, zumal diese angenehmer sind. 

Vorteile durch kalte Duschen für die Psyche sind vorstellbar, müssen jedoch auch genauer erforscht werden. 

Wie lange kalt duschen?

Wir empfehlen Wechselduschen, da diese die Vorteile von kalten und warmen Duschen verbinden. Zudem kann es schwer sein, jeden Tag kalt zu duschen, Wechselduschen sind angenehmer.

Bei Erkältung warm oder kalt duschen?

Ist die Erkältung bereits in Gange, ist es zu spät, mit kalten Duschen nachzuhelfen. Bei Erkältung warm zu duschen ist unsere Empfehlung, damit Sie sich wohlfühlen. Zu heiß zu duschen bei Erkältung ergibt übrigens auch keinen Sinn, weil das wieder eine Belastung für Ihren Körper darstellt. 

Ist warm oder kalt duschen besser?

Warm duschen hat Vorteile, kalt duschen auch. So kann kalt duschen den Blutdruck erhöhen, die Durchblutung fördern und ggf. positive Auswirkungen auf die Psyche haben. Warme Duschen fördern jedoch auch die Durchblutung und können für Wohlergehen sorgen. Darum empfiehlt sich der Mittelweg mit dem Wechselduschen.

Kalt duschen: Wie lange?

Sie sollten sich nicht quälen. Wir empfehlen bei Wechselduschen eine kalte Wassertemperatur einzustellen, die sich aushalten lässt. Mit der Zeit werden Sie merken, dass Sie kälteres Wasser verwenden können und wollen. Wie gesagt, sollten Sie lieber auf eine stetige und gleichmäßige Atmung bei kaltem Wasser achten, als auf eine möglichst niedrige Wassertemperatur.

Quellen