Quendel

Geschrieben von: Henrik Aulbach

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Quendel: Eine verborgene Perle der heimischen Flora

Der Quendel ziert schön bunt Ihren Garten, verströmt dabei einen aromatischen Geruch und kann diesen auch auf Ihren Teller bringen. Diese vielseitige Zier- und Heilpflanze gehört nicht nur in jeden Kräutergarten, sondern auch in die Küche.

Vorkommen der Quendel: Vom Mittelmeer nach Deutschland

Der Quendel (Thymus serpyllum) ist auch als Feld-Thymian oder Breitblättriger-Thymian geläufig. Bei dem Halbstrauch handelt es sich gewissermaßen um den wilden Verwandten des Thymians. Schon in der Antike hatte er große Bekanntheit erlangt. Hildegard von Bingen beschrieb das Kraut als Quenula.

Während sich Thymian eher im mediterranen Klima des Mittelmeerraums heimisch fühlt, wächst Quendel auch hierzulande als Wildpflanze und bevorzugt Standorte, die anderen Pflanzen ungeeignet erscheinen. Er mag es sonnig, steinig, aber auch sandig – dadurch erklärt sich auch ein weiterer seiner geläufigen Namen: Sand-Thymian. Auf nährstoffarmen steinigen Stellen, die reichlich von der Sonne beschienen werden, sogar in kargen Gebirgslandschaften siedelt er sich gern an und kann weitreichende Bodendecken ausbilden, von denen der würzig-aromatische Duft des Quendels ausgeht. Im eigenen Garten kann er Ihnen damit Arbeit abnehmen und Schönheit bringen.

Inhaltsstoffe der Quendel: Ätherische Öle satt

Quendel ist reich an ätherischen Ölen – dem Quendelöl (Oleum Serphyllii) – welches gerne auch therapeutisch genutzt wird. Hinzu kommt eine wahre Bandbreite an weiteren sekundären Pflanzenstoffe, darunter folgende:


  • Bitterstoffe
  • Borneol
  • Carvacrol
  • Citronellol
  • Flavone
  • Gerbstoffe
  • Gerbsäure
  • Geraniol
  • Camphen
  • Pinen
  • Terpineol
  • Thymol

Damit deckt es eine Bandbreite an wohltuenden Pflanzenstoffen ab, die Sie gerne zu sich nehmen können.

Wirkweise der Quendel

Nutzen lässt sich Quendel ähnlich wie der verwandte Thymian. Vor seiner Blüte geerntet, entfaltet er in der Küche in den unterschiedlichsten Speisen sein herzhaftes Aroma. Mit seiner fast pikanten Note passt er hervorragend zu Salaten, Kartoffelgerichten und Fleisch- sowie Fischspeisen. Hildegard von Bingens Empfehlung lautete, zwei bis vier Messerspitzen Quendel an das Gericht geben und ihn mitkochen lassen. Zum Würzen können Sie ihn sowohl frisch als auch getrocknet nutzen. Sein häufiges Vorkommen in Würsten erklärt sich durch seinen Trivialnamen Wurstkraut.

Als Zierpflanze eignet sich Quendel wegen seiner geringen Ansprüche an den Boden und seine Standortvorliebe bestens für Steingärten. Mit seiner Blütenpracht taucht er sie in ein wunderschönes Violett. Ebenso bietet sich Quendel in Gärten als Bienenweide an.

Seine Verwendung als Heilpflanze kommt der von Thymian nahe. In der Hildegard-Medizin riet die Heilige bei Hautproblemen zu Zubereitungen aus Quendel, den sie als geeignetes Mittel für schöne Haut ansah. Ekzeme, aber auch Unreinheiten und Akne behandelte sie mit dem vorher gekochten Kraut. Ebenso soll Quendel Prellungen, Wunden und Hautentzündungen lindern können.

Ein weiteres wichtiges Behandlungsgebiet stellt seine Anwendung bei Erkältungen dar. Die entzündungshemmenden und antibiotischen Eigenschaften, die ihm zugeschrieben werden, sollen sich ähnlich wie bei Thymian bei Infekten und Husten als heilsam erweisen. Ein Hustensaft mit Quendel soll sogar bei Reiz- und Keuchhusten zugutekommen

Die entkrampfende Wirkung hilft nicht nur bei Hustenkrankheiten, sondern wird obendrein bei Menstruationsbeschwerden empfohlen. Gemeinhin ist Quendel auch als ein Frauenkraut bekannt. Früher wurde es häufiger bei Geburten eingesetzt, woher es sich den Namen Fingerkraut und Liebfrauenbettstroh verdient hat. Denken Sie bitte daran, in der Schwangerschaft möglichst kein Quendel ohne ärztliche Rücksprache einzunehmen

Außerdem soll Quendel bei Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen helfen und die Verdauung wieder in Schwung bringen. Insbesondere bei schwer verdaulichen Gerichten soll der beigefügte Quendel helfen. 

Quendel als Bodendecker: Ein reizvoller Teppich in Ihrem Garten

Wer sich zu viel Gartenarbeit aufgebürdet hat, kann gerne Bodendecker wie den Quendel einsetzen, um den Garten pflegeleichter zu machen. Bodendecker bedecken Böden derart, dass kein Sonnenlicht mehr hindurch scheint, welches Unkraut nähren könnte. Bei einem schönen Teppich aus Quendel fällt also kaum Arbeit an und er strahlt einen aromatisch–betörenden Duft aus. Gleichzeitig kann Quendel Steine bewachsen, sodass Punkte, an denen sich Hitze anstaut, aus dem Garten genommen werden. Sehr praktisch ist, dass Teppiche aus Quendel trittfest sind und gelegentlich sogar betreten werden sollten.

Für einen bodendeckenden Teppich pflanzen Sie die einzelnen Quendel recht nah beieinander und stoppen früh das Höhenwachstum, indem Sie jeden Herbst / Spätsommer Rückschnitte vornehmen. Indem hier das Höhenwachstum gestoppt wird, fächern die Pflanzen in die Breite aus und bedecken Ihren Boden.

Quendel in der Hildegard-Medizin: Eine Heilpflanze für schöne Haut und Erkältungen

Wie bereits erwähnt, hat bereits Hildegard von Bingen den Quendel gekannt und genutzt. Von ihr stammt das Zitat: „Wenn ein Mensch krankes Fleisch (Gewebe) hat, so dass sein Fleisch (Haut) wie räudig ausblüht, der nehmen Quendel und esse es mit Fleisch oder Gemüse gekocht oft, und das Gewebe (Fleisch) seines Körpers wird von innen heraus geheilt und gereinigt werden.”

Hildegard von Bingen empfahl bereits Quendel für eine schöne Haut. Ihre Empfehlung sah vor, dass der Quendel regelmäßig mitgekocht wird. Durch denselben reinigenden Effekt dachte Hildegard von Bingen, helfe Quendel bei Erkältungen.

Quendel und Thymian: Gemeinsamkeiten und Unterschiede zweier verwandter Pflanzen

Quendel und Thymian sind sehr eng miteinander verwandt, nicht ohne Grund nennt man Quendel breitblättrigen Thymian. Sie gehören beide zur Gattung Thymus in der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Sie stammen also botanisch vom selben Vorfahren ab.

Gemein haben sie zudem den aromatischen Duft, den sie auch an ihrem Wuchsstandort ausstrahlen. Darum werden auch beide Kräuter in der Küche verwendet. Zu guter Letzt haben beide Eigenschaften von Heilpflanzen und sind traditionelle Heilmittel gewesen. Eingesetzt werden beide Kräuter in traditionellen Praktiken für Magen-Darm-Beschwerden, Hautprobleme und Erkältungen.

Sie unterscheiden sich dafür in ihrer Wuchsform. Während Quendel bodennah wächst, strebt Thymian eher in die Höhe. Auch was ihre bevorzugten Standorte angeht, unterscheiden sich beide Kräuter stark. Nicht zuletzt ähnelt sich zwar der aromatische Duft, der Geschmack strebt jedoch weiter auseinander.

Aussehen von Quendel: Immergrün und violett

Als mehrjährige Pflanze zeigt sich Quendel immergrün und wächst bis zu zehn Zentimeter hoch. Seine kleinen ovalen Blätter, die gegenständig an seinem behaarten Stängel angeordnet sind, behält er auch im Winter. Die trichterförmigen Blüten, meist violett, aber auch rosa gefärbt, ergeben während der Blütezeit von Juli bis September ein reizvolles Bild. Vor allem, wenn sich Quendel als weitläufiger Teppich auf dem Boden ausbreitet.

Quendel selbst pflanzen

Der Quendel ist in Europa heimisch und eignet sich darum bestens für den Anbau im eigenen Garten. Suchen Sie sich einen relativ trockenen und sonnigen Standort aus, mit einem eher durchlässigen Boden. Böschungen, Wegränder, Felsspalten und Magerwiesen sind typische Anbaugebiete. Durch seine Wurzeln kann er auch tiefer gelegene Wasserreserven nutzen.

Im Frühjahr sollten Sie die Samen aussäen. Ein Abstand von etwa 30 cm sollte zwischen den einzelnen Pflanzen liegen. Ein Quadratmeter kann rund 10 Pflanzen stemmen.

Gießen müssen Sie den Quendel nur selten, wenn er wirklich trocken ist. Prinzipiell mag Quendel trockene Böden. Gelegentlich tut ihm etwas Kompost gut, mehr ist jedoch nicht nötig. Nach der Blütezeit im Spätsommer / Herbst können Sie die Triebspitzen entfernen.

Quendel: Häufig gestellte Fragen

Welche Bedeutung hatte Quendel in der Vergangenheit?

Der Quendel war lange Zeit eine sehr beliebte Heilpflanze. Uns sind Überlieferungen aus der Antike bekannt, welche auf die gesundheitsfördernden Eigenschaften des Quendels eingehen. Diese Überlieferungen berichten von positiven Auswirkungen bei Hautproblemen, Erkältungen und Verdauungsbeschwerden. Auch Hildegard von Bingen hat den Quendel in die mittelalterliche Klostermedizin eingebracht. Der Quendel ist also bereits seit Jahrtausenden eine beliebte Heil- und Gewürzpflanze der Menschheit.

Wie wird Quendel getrocknet und gelagert?

Möchten Sie Quendel aus dem eigenen Garten trocknen und einlagern, müssen Sie das Kraut erstmal ernten. Schneiden Sie hierfür einfach so viele Triebe bzw. Äste ab, dass die Pflanze nach wie vor ohne Probleme überleben kann. Idealerweise schneiden Sie den Quendel kurz vor der Blütezeit und hängen die Pflanzenteile auf. Wollen Sie Quendel lange lagern, empfiehlt sich anschließend die Fermentation. Dann können Sie Quendel unter Luftausschluss jedoch recht lange lagern.

Welche Pflege benötigt Quendel im Garten?

So gut wie gar keine! Auch Menschen ohne grünen Daumen können sich also gerne einen Quendel in den Garten pflanzen. Quendel braucht nicht viel Wasser, gedüngt werden muss nur extrem selten und als Boden reicht ein gut sandiger lockerer Boden aus. Wenn Sie also noch keine Heilpflanze Zuhause haben, sollten Sie einen Quendel setzen.

Wie hoch wächst Quendel?

Quendel wächst nicht so hoch wie sein naher Verwandter, der Thymian. Im Durchschnitt erreichen die Halbsträucher 12 - 15 cm Höhe. 

Wann blüht Quendel?

Der Quendel ist ein typischer Sommerblüher, der bunte Bienenweiden bereichert. Manchmal öffnen sich seine Blüten schon im Mai, meistens blühen sie jedenfalls bis in den September hinein. 

Kann Quendel in der Schwangerschaft gegessen werden?

Nein, darauf sollten Sie tatsächlich verzichten. Thymian kann bspw. verfrühte Wehen auslösen und auch Quendel scheint auf das Nervensystem wirken zu können. Wenn Sie also unbedingt Quendel in der Schwangerschaft zu sich nehmen wollen, halten Sie zuvor Rücksprache mit einem Arzt.

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Über den Autor Henrik Aulbach

Henrik Aulbach ist erfahrener Gesundheitsredakteur mit über 10 Jahren Erfahrung, Experte für pflanzliche Wirkstoffe und Kultivierung, Co-Gründer, Buchautor und selbstständiger Fachtexter im Gesundheitswesen seit 2020.


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