Ysop
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Bienenkraut, Eisenkraut, Ibsche, Isop, das sind nur einige der Namen für den Zwergstrauch, der sowohl als Küchenkraut als auch als Heilpflanze bekannt ist: Ysop (Hyssopus officinalis) gehört genau wie Salbei, Thymian und Rosmarin zur Familie der Lippenblütler. Sein Name stammt aus dem Hebräischen und lässt sich mit Heiliges Kraut übersetzen.
Wild wächst das mehrjährige Kraut bevorzugt an sonnigen Standorten mit kalkhaltigen, nährstoffarmen Böden. Die Heimat des Ysops sind die Trockenwiesen Südosteuropas und Kleinasiens, doch stößt er im Zuge des Klimawandels immer weiter nach Norden vor.
Als Staude im Garten macht Ysop mit seinem würzig-aromatischen Duft eine gute Figur. Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten finden in den Sträuchern eine äußerst ergiebige Nektar- und Pollenquelle.
Die Blätter und Blüten – ob frisch geerntet oder getrocknet – lassen sich in der Küche vielfach verwenden. Geschmacklich erinnert Ysop an Salbei und Kampfer. Salaten, Quark, Suppen sowie Fisch- und Kartoffelgerichten verleiht er eine leicht bittere Note. Wegen seines intensiven Geschmackes genügt es, die Speisen mit einigen wenigen Blättern zu würzen.
Auch als Heilpflanze wurde Ysop bereits lange geschätzt und schon früh in Klostergärten herangezogen. Auch Hildegard von Bingen wies auf seine positiven Effekte für die Gesundheit hin und beschreibt den Ysop als „von trockener Natur und mäßig warm“. In der Hildegard-Medizin stellt Ysop deshalb eine gern genutzte Zutat dar. Vor allem den Magen-Darm-Trakt sollen Zubereitungen mit ihm in Schwung bringen. Hildegard von Bingen verwendete den Ysop bei Leber- und Lungenbeschwerden und bei Nieren- und Gallensteinbeschwerden. [1]
Heute wird Ysop wegen seiner Inhaltsstoffe zusätzlich eine blutreinigende, blutstillende, krampflösende und schleimlösende Wirkung zugeschrieben. Bei Erkältungen soll er als Hausmittel Husten lindern. Bei Heiserkeit soll es helfen, Ysop zu gurgeln. Wissenschaftlich belegt ist, dass Hyssopus officinalis die Verdauung anregt und antiseptisch wirkt. [2]
In Bezug auf Ysop-Öl, das aus der Pflanze durch Destillation gelöst wird, wird diskutiert, ob es auch stimulierend wirkt. So könnte sich sein Einsatz als pflanzlicher Stimmungsaufheller bei Depressionen lohnen.
Ysop enthält an Inhaltsstoffen das gleichnamige ätherisches Ysop-Öl mit Pinocamphon und Isopinocamphon als wichtige Komponenten. Außerdem Bitterstoffe, Glykoside, Gerbstoffe und Cholin sowie ein geringer Anteil an Campher. Vor allem das Ysop-Öl wird weltweit in der Kosmetik und als pflanzliche Medizin und sehr wertvoller Lebensmittelzusatzstoff in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie verwendet.
Über Inhaltsstoffe und Wirkung des Hyssopus officinalis L. sind zahlreiche Forschungsarbeiten veröffentlicht worden. In einer Übersichtsarbeit wurden alle Arbeiten, die zwischen 1885 und 2018 über Hyssopus officinalis L. erschienen, zusammengefasst und ausgewertet. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass der Hysop nicht nur als Gewürzkraut, sondern auch medizinisch eine sehr wichtige Heilpflanze ist, die zahlreiche „Phytokonstituenten“ – also pflanzliche Wirkstoffe – besitzt, u.a. verschiedene Quercetine und Pyranoside. [2]
Den verschiedenen Inhaltsstoffen des Ysop werden von der Wissenschaft folgende Eigenschaften zugeschrieben [2, 3]:
Die Autoren der Übersichtsarbeit ziehen als Fazit: „Der Ysop (H. officinalis L.) ist eine recht bedeutende Heilpflanze, die mehrere Phytokonstituenten von pharmazeutischer Bedeutung besitzt und für die Verbesserung und Behandlung verschiedener Krankheiten wie mikrobielle Infektionen, Epilepsie, Geschwüre und Krämpfe eingesetzt werden kann.“ [2]
Ysop erreicht Wuchshöhen von bis zu 60 Zentimetern. Bei guter Pflege entwickelt sich daraus ein ausgiebiger Busch. Die an Kurztrieben angeordneten Blätter sind beidseitig mit Öldrüsen besetzt. Die Blüte beginnt im Juni und reicht bis in den August hinein. Mehrere der fünfzähligen Blüten bilden eine Scheinähre. Meist leuchten sie in Blau oder Violett, manchmal auch in Weiß oder Rosa.
Ysop schmeckt fein-würzig und leicht bitter. Der einzigartige Geschmack ergänzt perfekt zahlreiche Speisen. Gerne eingesetzt wird das Gewürz darum bei würzigen Fleisch- und Fischgerichten. Suppen, Eintöpfe und Salate lassen sich ebenfalls recht oft mit Ysop bereichern.
Nicht nur in pikanten Speisen lässt sich das Kraut sehen. In süßen Gerichten wie Obstzubereitungen, Kompotts und weiteren Desserts sorgt die würzig-bittere Note für erfrischende Abwechslung. Spielen Sie ein wenig mit dem Gewürz, um die perfekten Kombinationen zu entdecken.
In der Naturheilkunde bezeichnen nicht wenige den Ysop als Heilpflanze. Grundlage hierfür bilden die gesunden ätherischen Öle sowie Bitter-, Aroma- und Gerbstoffe. Eingesetzt wurde das Kraut darum lange Zeit für Lungenerkrankungen oder bei Verdauungsproblemen. Heute werden Extrakte und Tinkturen des Ysop noch recht häufig bei Hautkrankheiten eingesetzt. Ansonsten werden Tees mit Ysop bei Erkältung aufgekocht.
Nichts geht über frischen Ysop aus dem Garten. Da die Pflanze sehr nachgiebig ist und trotz schlechter Bedingungen wachsen kann, lässt es sich nur empfehlen, Ysop im eigenen Garten zu züchten. Derart viele ätherische Öle und sekundäre Pflanzenstoffe finden Sie in keinem Produkt aus dem Supermarkt. Die richtige Pflege im Garten ist jedoch von Bedeutung. Ysop sollten Sie jedes Jahr vor dem August um ca. ein Drittel zurückschneiden. Wichtig ist der Schnitt vor Eintritt des August, damit die Schnittstellen genug Zeit zum Heilen haben, bevor Nachtfrost vorkommt. Im Frühjahr kann man den Ysop ebenfalls zurückschneiden, bessere Ergebnisse sehen Sie jedoch im Spätsommer.
Ysop wird gerne als Randbepflanzung von Beeten eingesetzt, da es Insekten und Schädlinge fernhalten kann. Insbesondere Schnecken machen Hobbygärtnern zu schaffen, da sie die Pflanzenknollen und Zwiebeln wegfressen, bevor die Pflanze wachsen konnte. Hier kann Ysop helfen.
Aufgrund seiner erfrischend-würzigen Note wird der Ysop deftigen Fleisch- und Fischgerichten hinzugefügt. In Desserts ist der Ysop eher ein Exot, dennoch findet er sich gelegentlich in Kompotts und Obstzubereitungen. In Salaten, Eintöpfen und bspw. Nudelgerichten schmeckt der Ysop hervorragend zu Kohl, Lavendel, Roter Beete oder Thymian. Viele Fans hat Ysop zudem in Verbindung mit Wein zu Gerichten - Die Geschmäcker ergänzen sich hervorragend.
Den Ysop kann man essen und als Gewürz wird er einigen Speisen hinzugefügt. Die dekorativen Blüten haben einen milden Geschmack und werden meist zur Garnitur verwendet. Sparsam umgehen sollten Sie mit den getrockneten Blättern und Triebspitzen, da diese recht intensiv schmecken. Bedenken Sie, den Ysop nicht mitzukochen, da er sonst schnell seine Aromen verliert. Beim Aufkochen von Tees achten Sie bitte darauf, nicht zu viel Ysop zu verwenden. In einigen Fällen könnte das zu Bauchschmerzen führen.
Die Duftnessel bezeichnet man auch als Anis-Ysop. Wie der Ysop blüht diese lilafarben und strahlt sogar ein ähnliches Aroma aus. Der Ysop ist jedoch aus Tradition eine Würzpflanze und wird von Menschen öfter verwendet als die Duftnessel.
Hobbygärtner lieben die Duftnessel, weil sie winterhart ist und auch unseren deutschen Winter draußen bleiben kann.
Ysop wird im Volksmund auch als Eisenkraut bezeichnet. So hat bereits Hildegard von Bingen mit der Pflanze experimentiert und befunden, dass sie der menschlichen Gesundheit nützlich sein kann.
Oft verwechselt wird der Ysop als Eisenkraut mit dem Echten Eisenkraut. Das Echte Eisenkraut ist eine ganz andere Pflanze aus der Familie der Eisenkrautgewächse - Ysop gehört zu den Lippenblütlern. Während Ysop zudem in Mittel- und Südeuropa beheimatet ist, findet sich das Echte Eisenkraut hauptsächlich in tropischen Gebieten.