Reizdarm behandeln: Der Ansatz der Naturheilkunde

Geschrieben von: Henrik Aulbach

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Lesezeit 4 min

Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eines der am häufigsten missverstandenen Gesundheitsprobleme dieser Welt. Millionen von Menschen leiden jeden Tag an den Folgen. Leider kennt man noch nicht die Ursachen für das Reizdarmsyndrom, weshalb dementsprechend meistens nur eine Symptomtherapie erfolgen kann. Immer mehr Menschen berufen sich auf Ansätze der Naturheilkunde, um Linderung zu erfahren. 

Reizdarmsyndrom genau definiert

RDS ist eine funktionelle Magen-Darm-Störung, welche menschlichen Därme betreffen kann. Typische Symptome sind wiederkehrende Bauchschmerzen sowie Probleme mit dem Stuhlgang. Bei RDS werden keine organischen Ursachen wie strukturelle Anomalien und Entzündungen festgestellt, weshalb nur die Symptomtherapie als Ansatz verbleibt. Die Ursachen können mannigfaltig sein, auch diese sind bisher nicht geklärt.

Betroffene des Reizdarms beweisen oft eine erhöhte Empfindlichkeit in Ihrem Darm auf, dies ist eines der Hauptmerkmale. Herausgefunden hat man das bei einer bahnbrechenden Untersuchung [1], bei welcher ein leerer Ballon in den After von Probanden eingeführt wurde. Erst danach wurde er langsam aufgebläht. Betroffene des Reizdarmsyndroms spürten viel früher, dass der Ballon aufgebläht wurde, was für eine Überempfindlichkeit der Darmnerven spricht.

Mögliche Ursachen für das Reizdarmsyndrom

Die Ursachen sind noch nicht geklärt, wobei man von einer Kombination verschiedener Faktoren ausgeht. Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien könnten etwa an den Symptomen des Reizdarms schuld sein. Probleme mit dem Darmmikrobiom liegen ebenfalls nahe. Wenn das Gleichgewicht der im Darm wohnenden Bakterien gestört wird, können zahlreiche Symptome auftreten.

Ein Reizdarm durch Stress und weitere emotionale Faktoren scheint ebenfalls möglich. Dementsprechend empfehlen mancherlei Ärzte auch Entspannungstherapien oder andere entspannende Alltagsbausteine. 

Zu guter Letzt könnten entzündliche Prozesse im Darm am Reizdarmsyndrom schuld sein. Bei der Diagnose eines RDS wird jedoch keine solche Entzündung festgestellt, weshalb keine größere Entzündung vorliegen kann. 

Wir können nur hoffen, dass die zukünftige Forschung mehr Aufschluss über die wahren Ursachen des Reizdarmsyndroms geben kann. Dann könnte man gezielt die Ursachen therapieren, anstelle der Symptome.

Diagnose und Abgrenzung zu anderen Krankheiten

Für die Diagnose des Reizdarmsyndroms stehen keine spezifischen Tests oder sonstigen Verfahren zur Verfügung, weil keine strukturellen Gewebeveränderungen oder sonstige organische Grundlagen zu erkennen sind. Daher wird nach dem Ausschlussprinzip vorgegangen: Können andere Krankheiten für die Beschwerden ausgeschlossen werden, erfolgt die Diagnose des Reizdarmsyndroms.

Nach dem Arztgespräch wird meistens der Rumpf abgetastet. Anschließend können folgende Untersuchungen erfolgen, damit andere Krankheiten restlos ausgeschlossen werden:

  • Ultraschall
  • Blutuntersuchung
  • Stuhluntersuchung
  • Urinuntersuchung
  • Darmspiegelung (Koloskopie)
  • Laktose-Belastungstest
  • Test auf Sorbit-Unverträglichkeit

Gelegentlich werden Krankheiten wie Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) oder die chronisch-entzündliche Darmkrankheit Morbus Crohn mit Reizdarm verwechselt. Das wird ein erfahrener Internist gekonnt ausschließen können. 

Folgende Reizdarm Symptome können auf die Erkrankung hindeuten:

  • wiederkehrende Bauchschmerzen und -krämpfe
  • Abweichungen im Stuhlgang (verstopfungsdominantes RDS, diarrhoisches RDS)
  • Blähungen und Völlegefühl (nach Mahlzeiten)
  • Schleim im Stuhl
  • gefühlte unvollständige Darmentleerung
  • schlimmere Reizdarm Symptome nach dem Essen
  • vermehrte Symptome bei Stress

Naturheilkundliche Ansätze zur Linderung von Reizdarm Symptomen

Leiden Sie an Reizdarm, sollten Sie eine Behandlung mit Ihrem Arzt abklären. Dieser kann Ihnen bspw. Präparate verschreiben, welche aktiv gegen die Beschwerden helfen. Immer mehr Menschen wollen jedoch nicht jeden Tag chemische Präparate einnehmen und widmen sich darum der Naturheilkunde. Vorab ist die Anmerkung wichtig, dass die nachfolgenden Ansätze der Naturheilkunde keine wissenschaftlichen Grundlagen aufweisen. Es gibt also keine bzw. nur sehr schwache Forschung, welche eine positive Wirkung bei Reizdarm belgen könnte. Folgende Ansätze werden in der Naturheilkunde jedenfalls empfohlen:

  • Ernährungstherapie: Eine angepasste Ernährung kann die Symptome lindern. Eine FODMAP-Ernährung, welche sich durch den Verzicht auf Zucker und industrielle Nahrungsmittel charakterisiert, könnte hilfreich sein. Betroffene haben meistens jedoch individuelle Nahrungsmittel, auf die sie empfindlich reagieren.
  • Probiotika: Probiotika sind lebende Darmbakterien, die in der Form von Kapseln eingenommen werden. Das Ziel besteht darin, dass sich diese Bakterien im Darm ansiedeln sollen. Ob das bei Reizdarm hilfreich ist, ist medizinisch nicht belegt. Viele Betroffene setzen jedoch darauf.
  • Heilpflanzen und Kräuter: In der Naturheilkunde werden verschiedene Kräuter empfohlen, um den Reizdarm zu beruhigen. Kamille soll etwa gemäß der Naturheilkunde beruhigend auf den Verdauungsapparat wirken, Ingwer könnte demnach die Verdauung unterstützen. So mancher Heilpraktiker empfiehlt zudem unser BitterKraft!
  • Entspannungstechniken: Stress kann RDS begünstigen, weshalb Entspannung lindernd wirken könnte. Besondere Praktiken wie Yoga, Meditation oder autogenes Training könnten helfen.
  • Reizdarm Kur: Manche Anbieter von Präparaten der Naturheilkunde empfehlen Reizdarm Kuren. Die Wirksamkeit dieser Kuren ist in keiner Weise belegt.
  • Akupunktur und TCM: Immer häufiger berufen sich Betroffene auf Methoden der Traditionellen Chinesischen Medizin. Sie können für sich selbst in Erfahrung bringen, ob TCM vielleicht auch Ihnen hilft.
  • Homöopathie: Homöopathische Mittel werden gemäß der homöopathischen Menschen- und Naturerkenntnis verwendet. Manche schwören auf die Homöopathie als Hilfsmittel, andere finden sie aufgrund der sehr stark verdünnten Wirkstoffe als unwirksam.

Fazit: Reizdarmsyndrom bleibt ein Problem

Problematisch am Reizdarmsyndrom ist, dass keine organische Grundlage bekannt ist. Darum kann man leider nicht die Ursache von RDS therapieren, sondern lediglich probieren, die Symptome zu lindern. Diese Feststellung ernüchtert immerzu Betroffene dieser Krankheit. 

Wir empfehlen einen gesunden Mix aus Schulmedizin, die bedarfsweise mit komplementärmedizinischen Ansätzen versetzt wird. Ist Übelkeit ein Hauptsymptom, wollen die wenigsten jeden Tag chemische Medikamente gegen Übelkeit einnehmen. Eine pflanzliche Alternative ist da trotz geringerer Wirksamkeit oft erwünscht. Gegen Bauchschmerzen jeden Tag Schmerzmittel einzunehmen, ist ebenfalls ein solcher Gedanke, mit dem sich nur wenige abfinden können.

Sprechen Sie also bitte die optimale Therapie mit Ihrem Arzt durch. Ggf. kann ein Heilpraktiker die Therapiemethoden sinnvoll ergänzen.

Reizdarmsyndrom: Häufig gestellte Fragen

Was tun bei Reizdarm?

Besteht der Verdacht auf Reizdarm, sollten Sie zuerst einen Arzt aufsuchen. Dieser sollte andere Ursachen ausschließen, damit sich diese nicht verschlimmern. Die Diagnose des RDS erfolgt nach dem Ausschlussprinzip. Ist die Diagnose erfolgt, können Sie mit Ihrem Arzt zusammen eine sinnvolle Behandlung ausarbeiten. Hier kann es sich lohnen, Naturheilkunde miteinzubeziehen.

Reizdarm: Wie lange?

Das ist ganz individuell. Manche bemerken nur zeitweise Symptome des Reizdarmsyndroms, für andere ist es ein lebenslanger Begleiter. Bestehen Hinweise auf ein Reizdarmsyndrom, sollten Sie auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen und die Symptomlinderung angehen.

Kann man Reizdarm heilen?

Das Reizdarmsyndrom kann als funktionelle Magen-Darm-Störung nicht vollständig geheilt werden. Hierfür müsste man die organische Ursache ausfindig machen, was bisher leider nicht möglich ist. Wurde die Diagnose des Reizdarmsyndroms also gestellt, sollten Sie eine möglichst gute Symptomtherapie angehen, um trotzdem gut leben zu können. Haben Sie erst die für Sie funktionierenden Methoden festgestellt, muss der Reizdarm keine Probleme mehr bereiten.

Reizdarm durch Pille: Ist das möglich?

Ob ein Reizdarm durch die Pille auftreten kann, ist unwahrscheinlich. Es gibt tatsächlich auch Beweise, dass sich die Reizdarm Symptome bei Frauen durch die Pille lindern lassen könnten. Ein Kausalzusammenhang zwischen Reizdarm und der Einnahme der Pille besteht also höchstwahrscheinlich nicht.