Fasten zum Aschermittwoch – erfinden Sie sich neu

Geschrieben von: Dr. Markus Numberger

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Ausgelassenes Feiern, fröhliches Schlemmen und mitunter jede Menge Alkohol, das gehört für viele in die Karnevalszeit. Wenn die Saison Aschermittwoch zum Ende kommt, haben wir unserem Körper jede Menge zugemutet, und so manch einer wünscht sich eine Möglichkeit, ihm im Gegenzug nun etwas Gutes zu tun. Haben Sie schon einmal an einen Neustart ab Aschermittwoch gedacht? Der bewusste Verzicht auf bestimmte Lebensmittel kann uns ein angenehmes Gefühl schenken und uns zu einem aufmerksameren Umgang mit unserer Ernährung führen.

Bewusst essen: Fasten nach Aschermittwoch

Das Fasten ist eine lange Tradition, die in jeder der Weltreligionen ihren Platz hat. Genau 46 Tage vor Ostersonntag läutet der Aschermittwoch in der christlichen Kirche die Fastenzeit ein. Da die Sonntage vom Verzicht ausgenommen sind, kommen wir auf insgesamt 40 Fastentage. Früher war genau festgelegt, worauf in der Fastenzeit verzichtet wurde – heute sind wir da sehr viel flexibler. Die einen fasten das Smartphone, die anderen Süßigkeiten oder den Alkohol. 

Wieder andere fahren mit dem Fahrrad anstelle des Autos, meiden Plastik oder verzichten auf Fleisch. Fasten für die Umwelt, sozusagen. Wobei das Fahrradfahren zugleich unbestreitbare positive Effekte auf den Körper hat.

Hildegard von Bingen sprach sich zu ihrer Zeit sehr für dasBasen-Fastenaus. Diese Art des Fastens gründet auf den Verzicht säurebildender Lebensmittel und soll das Körperliche mit dem Seelischen wieder in Einklang bringen. Wenn in der Nacht zum Aschermittwoch die Karnevalssaison endet und der Startschuss für die Fastenzeit fällt, ist es der perfekte Zeitpunkt, um mit dem Basen-Fasten zu beginnen.

Ran an den Speck – auf der Hüfte

Das Fasten darf trotzdem nicht als Diät verstanden werden. Es ist vielmehr eine Zeit der Besinnung, in der wir Neues ausprobieren und uns sowie unsere Körper besser kennenlernen dürfen. Gleichzeitig üben wir uns in Willensstärke. Dass aufgrund einer reduzierten Kalorienanzahl sowie der Umstieg auf bekömmlichere Lebensmittel ein paar Gramm purzeln könnten, dürfte den ein oder anderen dennoch freuen.

Ziel vom Basen-Fasten ist es, uns bewusster zu ernähren. Also – weg mit dem Junkfood und seinen ungesunden Zusätzen, weg mit übermäßig viel Zucker sowie Alkohol und Zigaretten. All dies belastet zu sehr. Getreu dem Motto „du bist, was du isst“, ist der Verzicht auf die genannten Dinge in Kombination mit einem Wechsel zu gesünderen Nahrungsmitteln essenziell.

„Ein neues Ich“ ab Aschermittwoch – und was darf ich da essen?

Die Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, denn die Antwort hängt zum einen von Ihrer individuellen Situation, zum anderen von Ihren Zielen für das Fasten ab. Möglicherweise möchten Sie die gesamten 40 Tage auf bestimmte Lebensmittel verzichten, möglicherweise möchten Sie aber auch sehr kalorienarm essen.

Grundsätzlich geht es beim Basen-Fasten aber darum, Nahrung und Genussmittel zu vermeiden, welche die Säurebildung im Körper anregen.

Zusätzlich entscheiden sich manche im Zuge vom Basen-Fasten, ab Aschermittwoch gänzlich auf Kohlenhydrate zu verzichten. Damit fallen Beilagen wie Kartoffeln, Reis und Nudeln weg, aber auch das gute Vollkornbrot und die Dinkelflocken.

Dazu verzichten Sie hauptsächlich auf:

  • Nikotin
  • Weizenprodukte
  • Süßigkeiten, Kartoffelchips und 
  • Fertigprodukte
  • Fleisch, Milch und Milchprodukte
  • Alkohol und Kaffee

Das klingt zunächst nicht sehr abwechslungsreich? Wir versprechen Ihnen, dass sich vor allem aus Gemüse sehr, sehr viel zaubern lässt! Es gibt zahlreiche Suppen-, Gemüsepfannen- und Gemüseauflaufrezepte – lassen Sie sich einfach vom Internet und unseren Hildegard-von-Bingen-Büchern inspirieren. Aus Obst machen Sie feine Fruchtsalate und Smoothies. Und auch der klassische Salat ist dank einer Vielzahl an Sorten so vielfältig, dass jeder Geschmack etwas findet.

Dahingegen dürfen Sie ohne Reue eine Menge anderer Leckereien genießen, vor allem:

  • Obst
  • Gemüse
  • Salat
  • Nüsse, Kerne und Samen
  • Kräuter

Das Wichtigste beim Basen-Fasten ist eines: Trinken! Steigen Sie dazu auf Wasser und ungesüßten Kräutertee um. Sie finden bei uns verschiedene Gewürze und Tees, die sich nach den Ernährungslehren der Hildegard von Bingen für das Basten-Fasten eignen. Mindestens zwei bis drei Liter Flüssigkeit sollten Sie pro Tag zu sich nehmen. Suppen helfen dabei zusätzlich, den Flüssigkeitshaushalt hochzuhalten.

Wie lange sollten Sie Basen-Fasten?

Das steht Ihnen frei! Sie können einen Tag, eine ganze Woche oder die gesamte Fastenzeit über bis Ostersonntag auf bestimmte Lebensmittel verzichten. Hier ist vor allem Ihr Wille gefragt! Basen-Fasten nach Hildegard von Bingen dauert sieben bis zehn Tage. Das ist ein angenehmer Zeitraum, den wir empfehlen. 

Denken Sie aber daran, dass eine einseitige Ernährung auf Dauer ungesund für den Körper ist, da sie zu Mangelerscheinungen führen kann. Möchten Sie für mehr als drei Tage Ihre Ernährung massiv verändern oder die Kalorienzufuhr stark senken, besprechen Sie diesen Plan unbedingt mit Ihrem Arzt oder Heilpraktiker. Unter 1200 kcal pro Tag sollten Sie ohne ärztliche Aufsicht keinesfalls gehen.

Warum fasten wir? Das christliche Fasten

Die Gründe für das Fasten sind von Mensch zu Mensch und von Religion zu Religion unterschiedlich. Hauptsächlich geht es um das Weglassen bestimmter Dinge, die wir täglich verwenden oder konsumieren, wobei das nicht zwingend Lebensmittel sein müssen.

Im Christentum wird nach dem Vorbild Jesu gefastet. Er zog sich für 40 Tage in die Wüste zurück und betete, während er auf Essen und Trinken verzichtete. Sein Ziel war es, Gott näherzukommen. Auf die heutige Zeit übertragen, kann es so übersetzt werden: Schalten Sie ab, leben Sie bewusster, überdenken Sie Gewohnheitsmuster.

Nutzen Sie die Zeit ab Aschermittwoch, um daraus Rückschlüsse auf Ihr Verhalten im Bereich Ernährung zu ziehen. Zwischen all dem Obst und Gemüse, das Sie in der Fastenzeit zu sich nehmen, sind sicher einige Sorten dabei, die Sie ab sofort öfter auf den Tisch bringen möchten. Und ist es so schwer, auf Süßes und übermäßig viel Fleisch zu verzichten?

Versuchen Sie nach Aschermittwoch doch einmal, auch in Zukunft den Konsum dieser beiden Lebensmittelsorten einzuschränken. Völlig verzichten müssen Sie selbstverständlich nicht, aber schon ein bewusster und seltener Genuss entlastet Ihren Körper – und sogar die Umwelt.

Der Buddhismus sucht stets nach einem Mittelweg und lehnt Extreme, wie das Hungern und Völlerei, ab. Daher sieht er das Fasten weniger streng als andere Religionen. Buddhistische Mönche fasten zum Teil ab 12 Uhr, um besser meditieren zu können.

Im Islam wiederum ist das Fasten eine der fünf Säulen, also ein göttliches Gebot, und wird im Fastenmonat Ramadan abgehalten. Er ist der neunte Monat nach dem islamischen Mondkalender. Zwischen Sonnenauf- und untergang wird weder gegessen noch getrunken und geraucht. Am Abend finden sich Familie und Freunde zum Fastenbrechen zusammen – ein schönes Bindeglied für die Gemeinschaft.

Die Juden fasten an bedeutsamen und häufig tragischen Tagen für das Judentum. Der wohl bekannteste dürfte Jom Kippur sein, der große Versöhnungs- und Fastentag. Auch sie verzichten auf Essen, Trinken und Rauchen. Zu Jom Kippur wird sich zusätzlich nicht gewaschen und die Arbeit niedergelegt. Nicht fest vorgeschrieben ist das Fasten an Neumondabenden, dem eigenen Hochzeitstag und dem Todestag der Eltern.

Lust auf neue Erfahrungen ab Aschermittwoch bekommen?

Das Fasten hat schon lang seinen rein religiösen Charakter verloren und kann vor allem in einem hektischen, modernen Alltag zu Ruhe und Besinnlichkeit führen. Mit Basen-Fasten finden Sie womöglich eine ganz neue Perspektive auf Ihre Ernährung, tun Ihrem Gemüt etwas Gutes und eventuell purzeln sogar ein paar Pfunde.

Wir wünschen viel Erfolg!

Suchen Sie weitere Unterstützung nach den Lehren der Hildegard von Bingen? Dann werfen Sie einen Blick auf Bitterkraft und unsere edlen Steine!

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Dr. Markus Numberger

Unser Autor Dr. Markus Numberger promovierte 1992 in molekularer Neurobiologie und forschte beim Nobelpreisträger Bert Sakmann. Er arbeitete in Verlagen, an der Charité und bei Dr. Willmar Schwabe. Seit 2014 ist er freiberuflicher medizinischer Autor für Online- und Print-Medien.

 

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