Bärwurz
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Die west- und mitteleuropäischen Mittelgebirge stellen die Heimat der Bärwurz (Meum athamanticum) dar. Hier ist das Kraut vor allem in lichten Laubwäldern und auf Magerwiesen sowie an steinigen Standorten anzutreffen. Heute kennen wir die buschig wachsende Pflanze primär durch ihre Verwertung als Schnaps. Dabei diente sie bereits im Mittelalter als Heilpflanze und zierte vielfach die verbreiteten Klostergärten, auch den der Äbtissin Hildegard von Bingen. Denn in der Hildegard-Medizin bildet Bärwurz bis in die Gegenwart hinein den Hauptbestandteil einzelner Zubereitungen.
In der Pflanzengattung Meum, die der Familie der Doldenblütler angehört, ist die Pflanze der einzige Vertreter. Heute steht die Bärwurz in vielen Regionen Deutschlands unter Naturschutz.
In der Bärwurz steckt mit ätherischen Ölen, fetten Öl, Monoterpenen, Kaffeesäure und Phthaliden ein bunter Mix aus verschiedenen Inhaltsstoffen. Die ätherischen Öle sind für den intensiven Geruch der Pflanze verantwortlich, der stark an Fenchel und Liebstöckel erinnert und selbst nach dem Trocknen nicht verfliegt.
Wegen ihres kräftig würzigen Geschmackes werden die frischen Blätter, die Samen und Wurzelstöcke der Bärwurz gern in der Küche verwendet. In den schottischen Highlands ist das Kraut ein typisches Gewürz. Aber auch hierzulande verfeinert es häufig Kräuterquark,-käse und -salz. Dabei harmoniert die Pflanze geschmacklich besonders gut mit Dill. Von mindestens drei Jahre alten Pflanzen lassen sich auch die Wurzeln als Gemüse nutzen.
Als Heilpflanze wird Bärwurz gequetscht für Umschläge bei Hautkrankheiten oder als aus den Blättern zubereiteter Tee gegen Verdauungsbeschwerden verarbeitet. Innerlich angewendet, soll die Pflanze eine appetitanregende und verdauungsfördernde Wirkung entfalten, worauf auch der Effekt des gleichnamigen Kräuterschnapses beruht.
Traditionell besteht die Anwendung in der Pflanzenheilkunde jedoch in der Anwendung bei Frauenleiden wie in der Schwangerschaft und bei Menstruationsschmerzen. Vermutlich geht bereits der Name auf die Behandlung von Krankheiten zurück, die die Gebärmutter betreffen. Schon die Kräuterkundige Hildegard von Bingen war im Mittelalter von der Bärwurz angetan und nutzt sie rege für ihre Hildegard-Medizin. Ihren bewährter Birnbrei für die Entschlackung, den die Heilige wertvoller als Gold einschätzte, enthält die würzige Pflanze als wichtigstes Kraut.
Bärwurz entwickelt einen ausgeprägten Wurzelstock, der bis zu einen Meter in den Boden reichen kann. An den kahlen Stängeln der etwa 30 Zentimeter hohen Pflanze wachsen längliche, fedrige Blätter. Ab Anfang Juni beginnt die Bärwurz zu blühen. Aus den weißen bis gelblich-weißen Blüten bilden sich anschließend die Samen.
Die gleichnamige hochprozentige Spirituose wird oftmals nicht aus Bärwurz gebraut. Stattdessen wird die verwandte Alpen-Mutterwurz (Mutellina adonidifolia) für die Schnapsherstellung genutzt.