Sitzbäder mit Kamille
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Sitzbäder mit Kamille haben eine jahrhundertelange Tradition, zusammen mit anderen therapierenden Bädern. Bekannt sind bspw. Basentherapien mit basischem Badewasser oder Salzbäder mit stark salzhaltigem Badewasser. Darüber hinaus gibt es Moorbäder, Aromatherapie-Bäder und bspw. noch Algenbäder.
Sitzbäder haben eine lange Tradition. Sie zählen zur Balneotherapie, also zur Bädertherapie. Dabei werden Bäder zu therapeutischen Zwecken eingesetzt – unter anderem, um die Muskeln zu entspannen, die Durchblutung zu fördern, die Rehabilitation zu unterstützen und Linderungen bei Krankheitssymptomen zu verschaffen.
Für ein Sitzbad verwenden Sie spezielle Wannen, in denen Sie mit Ihrem Unterleib sitzen, können es aber auch in Ihrer regulären Badewanne durchführen. Oberkörper und Beine bleiben trocken, sodass Sie gezielt Erkrankungen im Intimbereich sowie den umliegenden Regionen therapieren. Je nach Bedarf wählen Sie eine bestimmte Wassertemperatur und Zusätze. So gibt es zum Beispiel Sitzbäder mit Kamille – eine beliebte Pflanze, die viele positive Eigenschaften birgt.
Die Echte Kamille ist eine uralte Heilpflanze. Auch die Heilige und Universalgelehrte Hildegard von Bingen empfahl schon im 12. Jahrhundert für bestimmte Leiden die Durchführung von Sitzbädern mit Kamille. Die hübsche weiße Blume mit dem dottergelben Blütenstempel wirkt entzündungshemmend, antibakteriell und entspannend. Kein Wunder also, dass sie aus der Hautpflege nicht mehr wegzudenken ist.
Neben der Entspannung und Stressreduktion kann ein warmes Sitzbad mit Kamille bei folgenden Beschwerden Linderung verschaffen:
akute Entzündung im Intimbereich
Hautprobleme, zum Beispiel Schuppenflechte und Ekzeme
Blasenentzündung
Hämorrhoiden
Unterleibskrämpfe, etwa während der Menstruation
Die Anwendung ist denkbar einfach: Sie gießen entweder vier bis fünf Teebeutel oder circa 50 Gramm lose Kamillenblüten mit einem Liter heißem Wasser auf. Lassen Sie es so weit abkühlen, dass Sie sich nicht daran verbrennen können! Die Teebeutel nehmen Sie heraus, die Blüten sieben Sie ab. Anschließend geben Sie die Kamillenzubereitung in die Wanne. Füllen Sie sie mit 37 °C warmem Wasser auf. Zehn bis fünfzehn Minuten sind die empfohlene Zeit für Sitzbäder mit Kamille.
Es gibt alternative Formen der Sitzbäder, die bspw. in die Toilette eingelassen werden. Dann können Sie sich für Ihr Sitzbad bequem auf den Klodeckel setzen. Viele Heilpraktiker empfehlen jedoch lieber herkömmliche Sitzbäder, da dort der Intimbereich besser dem Wasser ausgesetzt ist.
Sitzbäder unterscheiden sich in der Wassertemperatur und durch die pflanzlichen Zusätze. Dabei haben bestimmte Zusätze ihre eigenen Einsatzbereiche. Idealerweise klären Sie vor Ihrem Sitzbad mit einem Arzt ab, welche Kräuter und Wassertemperatur für Sie am besten geeignet sind. Hierbei kann der Arzt bspw. auch auf Allergien eingehen.
Heutzutage werden meistens warme Sitzbäder durchgeführt. Das warme Wasser sorgt bereits dafür, dass die Durchblutung angeregt wird und sich die Muskeln entspannen. Typisch ist ein warmes Sitzbad etwa bei Hämorrhoiden, Analfissuren, Juckreiz im Intimbereich und Schuppenflechten. Ein temperaturansteigendes Sitzbad, bei dem die Temperatur langsam steigt, kann bei Analfissuren, Verstopfungen, Reizblasen oder Menstruationsbeschwerden hilfreich sein.
Folgende Badezusätze sind für Sitzbäder am gängigsten:
Kamille: Kamille wirkt entzündungshemmend, wundheilungsfördernd und antibakteriell. Sie hilft somit bei Entzündungen (der Haut).
Eichenrindenextrakt: Die Gerbstoffe wirken adstringierend, ziehen also das Gewebe zusammen. Praktisch bei Hämorrhoiden und anderen juckenden und nässenden Entzündungen.
Hamamelis: Wirkt adstringierend und entzündungshemmend. Auch gut bei Hämorrhoiden.
Kaliumpermanganat: Wirkt desinfizierend und gegen Juckreiz. Wird hauptsächlich gegen Windeldermatitis eingesetzt.
Neben Hämorrhoiden sind Frauenbeschwerden die häufigsten Ursachen für Kamillensitzbäder. Praktisch ist nicht nur die Versorgung mit hochwertigen Inhaltsstoffen, die bspw. auch entzündungshemmend wirken, sondern auch die intensive Reinigung des Intimbereichs. Nicht selten entstehen Beschwerden erst, weil sich zu viele Bakterien ansammeln. Begünstigt werden solche Bakterienansammlungen zudem durch einen aus dem Gleichgewicht geratenen pH-Wert in der Vulva, wogegen Sitzbäder helfen können.
Dauer und Häufigkeit von Sitzbädern nach Altersgruppen
Je nach Altersgruppe und Ihren persönlichen Veranlagungen sollten Sie die Dauer und Häufigkeit von Kamillensitzbädern anpassen. Vorab sollten Sie wissen, dass Sie bei Allergien und Herz-Kreislauf-Erkrankungen Sitzbäder nur nach Absprache mit Ihrem Arzt durchführen sollten. Hier die Aufteilung nach Altersgruppen:
Kinder (0 - 12 Jahre): Kurze Dauer in Sitzbädern von 5 bis 10 Minuten. Durchführung nur bei Bedarf gegen spezifische Probleme wie etwa Windelausschlag oder anderweitige Hautirritationen. Zuvor unbedingt einen Kinderarzt fragen.
Jugendliche (13 - 18 Jahre): Ein Sitzbad kann gerne bis 15 Minuten dauern. Bitte nur bei Bedarf durchführen, etwa Beschwerden oder Problemen im Intimbereich. Die Haut bitte nicht überbeanspruchen. Wenn Bedenken eintreten, einen Arzt konsultieren.
Erwachsene (19 - 64 Jahre): 20-minütige oder längere Sitzbäder sind kein Problem, ganz nach Ihren Belieben. Sitzbäder können täglich durchgeführt werden, wenn der Bedarf besteht auch gerne mehrmals täglich. Abhilfe gegen Entzündungen, Verspannungen, Juckreiz, Brennen, etc. Bei chronischen Erkrankungen lohnt sich eine vom Arzt begleitete Therapie.
Senioren (65+): 20 Minuten oder länger können Senioren im Sitzbad verbleiben. Erneut ist die Durchführung mehrmals täglich möglich. Senioren sollten jedoch ein besonderes Augenmerk auf Ihre Hautgesundheit legen.
Bei Sitzbädern sollen die Beine und der Oberkörper möglichst aus dem Wasser ragen, nur der Intimbereich sollte im Wasser liegen. Das hat den Vorteil, dass weniger Wasser verwendet werden muss, was wiederum die Wirkstoffdichte erhöht. Somit können wenige Gramm Kamillenblüten bereits ausreichen.
Idealerweise klären Sie natürlich mit Ihrem Arzt ab, welche Formen der Bädertherapie für Sie am meisten Sinn ergeben. Reguläre Badewannen eignen sich eher für basische Bäder oder andere Ganzkörperbehandlungen. Für Probleme des Intimbereichs sollten Sie bei Sitzbädern verbleiben.
Auch wenn ein Kamillensitzbad eine relativ sanfte Therapie ist, sollten Sie auf bestimmte Aspekte achten. Sitzbäder können etwa den Kreislauf belasten, weshalb bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen Vorsicht geboten ist. Fragen Sie in diesem Fall vor einem Sitzbad Ihren Arzt. Oft raten Ärzte Patienten mit Herz-Kreislaufbeschwerden von Sitzbädern ab.
Zu heißes oder kaltes Wasser können Irritationen verursachen. Insbesondere bei Hämorrhoiden darf das Badewasser nicht zu heiß sein.
Zu guter Letzt müssen Sie auf die Inhaltsstoffe achten und sichergehen, dass keine Allergien vorliegen.
Die Dauer eines Sitzbades hängt von einigen Faktoren ab. Wichtig ist vorab das Alter, Kinder sollten einer Daumenregel nach am kürzesten baden und Erwachsene am längsten. Als Richtwert können Erwachsene 15 - 20 Minuten nehmen, Kinder 5 - 10. Wer ein temperaturansteigendes Sitzbad durchführt, badet meistens länger als jemand mit einem warmen Sitzbad.
Kalte Sitzbäder werden so gut wie gar nicht durchgeführt. Bei warmen Sitzbädern gilt eine Temperatur von 36° C - 37° C als empfehlenswert, angeglichen an die Körpertemperatur. Bei temperaturansteigenden Sitzbädern sollte die Temperatur des Badewassers langsam auf 40° C erhöht werden.
Ja, das kann man. Für eine möglichst hohe Dichte an Wirkstoffen empfiehlt sich jedoch der Kauf eines Sitzbades. In einer regulären Badewanne setzen Sie sich einfach mit dem Rücken zur Wand hin und winkeln die Beine an. Anschließend füllen Sie die Badewanne auf, bis Ihr Intimbereich bedeckt ist. Denken Sie daran, ggf. mehr Kamillenblüten oder andere Badezusätze hinzuzufügen.
Sitzbäder können die Wundheilung nach Geburten oder OPs im Intim- bzw. Analbereich fördern. Sprechen Sie hierfür Ihren Arzt an, dieser kann Ihnen genaue Anweisungen geben und Ihnen helfen.
Ja, es gibt zahlreiche Produkte für Sitzbäder auf dem Markt. Grob zusammengefasst existieren folgende Produkte:
Sitzbadzusätze: Zusätze wie Kamille oder Eichenrindenextrakt, welche pflanzliche Wirkstoffe ins Sitzbad geben. Die pflanzlichen Wirkstoffe sind meistens ätherische Öle, Flavonoide, Gerbstoffe und ähnliche Verbindungen. Achten Sie hier auf eine möglichst hohe Qualität.
Sitzbadewannen: Einsätze, welche aus Ihrer Badewanne eine Sitzbadewanne machen.
Sitzbad-Schüsseln: Handliche tiefe Schüsseln, welche auf einer flachen und stabilen Oberfläche für Sitzbäder platziert werden.
Aufsatz-Sitzbäder: Diese Aufsätze werden auf Ihrer Toilette montiert, um auf dieser ein Sitzbad zu ermöglichen. Durch den hohen Sitz hat diese Methode am meisten Komfort und kann insbesondere von älteren Menschen durchgeführt werden.
Einweg-Sitzbäder: Diese werden lediglich einmal eingesetzt und anschließend entfernt. Eignen sich u. a. hervorragend für unterwegs.